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  • Autorenbildpschnicke

der schuhmacher

hashtag stay the fuck home ich bleib drin die meiste zeit und die läden sind ja auch zu nur, fällt die decke schon auf den kopf einmal am tag muss ich raus, mit nem ziel

wichtige besorgungen … überlebenswichtig… naja die schuhe vielleicht. ja! längst schon überfällig >>aus gegebenem anlass öffnen wir bis auf weiteres nur samstag vormittag zum bringen und holen.<< es klingelt. huch, ist der überhaupt da? so still. „mosche!“ ein ur-typ. knapp über 60, robuster geniesser, weisse stoppeln auf dem vollmondgesicht, halbrundbrille auf der kleinen nasenspitze. der laden atmet die 70er die theke ist renoviert, trotzdem, der geruch wie kindheit. bisschen teurer ist´s als gedacht. „57,80€“ „bitte machen sie 60€.“ „dange. kä schbääbrenner! - noch was zum dolasse?“ „nee, grad nicht.“ „is klar. wärn se aah de erschde“ „bitte?“ „der erste. da kommt keiner mehr.“ er blinzelt seitlich aus dem halbmondgestell, bisschen bitter: „wissen se, isch dachte der eine vormittag die woch funktioniert. aber nix. sie sind der erste in zwei stunden. ich hab hinten schon n neues schild gemalt >>ab jetzt ist zu.<<“ RUMS. in der werkstatt ist was runter gefallen. der meister geht schauen. war ne kleinteilekiste. „wie ist das jetzt passiert?“ „kobold?“, frag ich scherzhaft. „möglich wär´s.“, schmunzelt er. was ein typ. ehrliches handwerk - goldener boden? wer lässt noch für zwanzig die absätze machen, wenn der discounter neue für dreißig rausknallt. stille. peinliche. „ich schau mal zu haus“, will ich sagen, verdrücks mir dann aber. besser so. wir sind erwachsene männer. „wo war isch - ajo, ich will des schild malen, do rufd ä stammkundin an, 78, sie kann heut nit kumme, hat schnupfe, kummt nächschte woch. bestimmt. - na gut, dann nächschte woch noch.“ räuspert er trocken und schiebt mit schwung die analog-kasse zu. pling. die regale zum abholen leer. klar kommt keiner. wer denkt ans besohlen, wenn home office und schooling organisiert werden muss. „alla gud…“ seine linke wischt über die leere theke. „ich wünsch´ was. bis bald“, sag ich im rausgehen. dann stell ich die schuh ab, dreh mich um, er steht in der werkstatttür: „wissen sie was: umarmen darf man ja nicht; ich schick ihnen nen drücker auf abstand.“ und strecke die arme quer in die luft. „dange. bleiwe se gsund!“, grinst er, schlurft ab. palim, palim. ich mag die leut hier. steh auf der straße, so ruhig. kein schwein. corona-stille. bei dem regen erst recht. fehlt noch der heuballen, der über die straße weht. un-wilder westen. durch die fensterscheibe zur werkstatt kann ich ihn sehen. er hält die kobold-kiste, atmet schwer durch und wischt sich ne träne mit der schmutzigen hand. im abwenden fällt sein finger aufs radio: „… my my boogie shoes“ tönt gedämpft durch die scheibe. k.c. and the sunshine band. pumuckl, warst du das?




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